Chronik der Freiwilligen Feuerwehr Bommert

(1901 bis 2002)

Wenn wir Rückblick halten auf das Geschehen in der Bommerter Feuerwehr, so böte sich nach den noch vorhandenen Protokollen über Versammlungen, Sitzungen und Einsätze genug Stoff, um einen abendfüllenden Vortrag zu halten. Ich will aber hier nur einige markante oder allgemein interessante Dinge ansprechen.

Vor der Wende zum 20. Jahrhundert war es in ländlichen Gebieten mit dem Feuerlöschwesen schlecht bestellt. Mit Ledereimern wurde aus dem nächstgelegenen Teich Wasser geschöpft, die Eimer wanderten dann durch Reihen der helfenden Nachbarschaft von Hand zu Hand zur Brandstelle. Damit konnte in den meisten Fällen nicht sehr viel geholfen werden.

Um die Jahrhundertwende war die technische Entwicklung soweit fortgeschritten, dass man zu erschwinglichen Preisen so genannte „Feuerspritzen“ beschaffen konnte. Es handelte sich hierbei um Spezialpumpen – Handdruckspritzen – die von acht oder zehn Männern betätigt wurden.

Als um 1900 auch in den ländlichen Bezirken des damaligen Dorfes Halver freiwillige Feuerwehren gegründet wurden, standen die Bewohner unseres Gebietes nicht abseits. Man traf sich am 1. Juni 1901 zu einer Gründungsversammlung auf der Bommert, wo 22 Teilnehmer zugegen waren. In dieser ersten Versammlung wurde gleich ein Vorstand mit Ludwig Neuhaus aus Kückelhausen als Vorsitz gewählt. Da alles seine Ordnung haben musste, und für die zu gründende Freiwillige Feuerwehr so genannte Statuten vorliegen sollten, wählte man auch für diesen Aufgabenbereich gleich eine Kommission, der Hermann Pulvermacher und Gustav Schriever, angehörten. Schon zwei Wochen später fand eine neue Versammlung statt.

Jetzt lag bereits eine Satzung vor und auch Angebote für den Kauf von Uniformen und Ausrüstungsgegenständen. Nach den Statuten und der Satzung wählte man dann auch gleich das Kommando der Freiwilligen Feuerwehr Bommert. Erster Hauptmann wurde Gustav Schriever, zweiter Hauptmann Albert Panne. Erster Spritzenführer Robert Enneper, zweiter Spritzenführer Wilhelm Gesenberg. Der erster Steigerführer wurde Wilhelm Dörscheln.

Die Anfertigung der Uniformen wurde in Auftrag gegeben. Es stand nun die Anschaffung der Spritze an. Bei sparsamer Kassenführung war man sehr vorsichtig mit der Auswahl und man informierte sich ausgiebig bei den Nachbarwehren, z.B. bei Neuenhaus.

Im Mai 1902 wurde dann die Spritze geliefert. Die Anlieferung erfolgte von Aachen per Bahn nach Klaswipper. Dort wurde sie mit einem Pferdegespann abgeholt und hielt reichlich geschmückt ihren Einzug bei der Feuerwehr Bommert.

Dem Jahresbericht vom 1. Juli 1902 ist zu entnehmen, dass die Feuerwehr Bommert zu dieser Zeit die beachtliche Zahl von 43 aktiven Mitgliedern und 37 passiven und zahlenden Mitgliedern hatte.

Im Jahre 1910 wurde beschlossen, auf der Bommert ein Steigerturm zu errichten. Dieser Beschluss wurde so zeitgerecht durchgeführt, dass zum 10-jährigen Jubiläum der Löschgruppe am 10. und 11. Juni 1911 die Einweihung erfolgen konnte. Es waren 14 Wehren aus den westfälischen Nachbarorten und dem Rheinland eingeladen. Man hatte keine Mühen - und diesmal auch keine Kosten – gescheut, und das Trompeter-Corps des I. Hannoverschen-Dragoner-Regimentes aus Metz spielte zur Musik auf.

Aber auch an ernster Arbeit gab es keinen Mangel. So soll hier kurz aus den vorliegenden Protokollen das Jahr 1911 erwähnt werden, wo allein 4 Großbrände (Schriever Schlachtenrade, Kötter, Biesenbach-Engstfeld und ein Waldbrand) zu verzeichnen waren.

Mit Ausbruch des Ersten Weltkrieges im Jahre 1914 wurden viele aktive Feuerwehrkameraden zum Wehrdienst einberufen. Die Einsatzbereitschaft der Feuerwehr wurde aber dadurch aufrecht erhalten, dass für jeden einberufenen Kameraden einer von den passiven Mitgliedern sofort seine Stelle einnahm. Mit Fortdauer des Krieges musste dann auch oft auf jugendliche Mitglieder zurückgegriffen werden.

Ein wesentlicher Wandel trat mit dem Jahre 1934 ein. Durch ein Gesetz vom 15. Dezember 1933 wurden die freiwilligen Feuerwehren im gesamten damaligen Deutschen Reich umorganisiert und unter dem Namen „Feuerlöschpolizei“ unter zentralem Kommando auf Amts-, Stadt- und Kreisebene zusammengefasst. Diese Wandlung wurde am 3. März 1934 auch bei der Freiwilligen Feuerwehr Bommert durchgeführt. Der „Löschverein Bommert“ wurde Liquidiert und verpflichtet dem Löschzug der Feuerlöschpolizei des Amtes Halver beizutreten.
Während bisher die Freiwillige Feuerwehren auf Vereinsbasis existierten und alle Anschaffungen mit eigenen Mitteln selbst durchgeführt hatten - zu denen die Gemeinden und Städte aber einen meist bescheidenen Zuschuss beisteuerten - waren jetzt Gemeinden, Ämter und Städte Träger des Feuerschutzes und hatten die Kosten für Geräte, Ausrüstung und Uniformen zu tragen.

Als dann 1939 der Zweite Weltkrieg ausbrach, wurde von Amts wegen über Dienstverpflichtungen sichergestellt, dass die Feuerwehren oder die Feuerlöschpolizei den nötigen Bestand an aktiven Mitgliedern hielt. Damit hatte die Freiwilligkeit in der Feuerwehr ein vorläufiges Ende gefunden. Mit dem Einrücken der Besatzungsmächte zum Ende des Krieges, wurden von diesen auch die gesamten Feuerwehren aufgelöst. Als dann die für unser Gebiet zuständigen Briten nach einiger Zeit die Gründung von Feuerwehren in ihrer früheren Art vor 1939 wieder anordnete, stellten sich anfangs erhebliche Schwierigkeiten einer Neugründung ein. Niemand mochte sich aufgrund der unter den Kriegsverhältnissen gemachten Erfahrungen und der derzeitigen Schwierigkeiten wieder zu arrangieren. Es galt also, zunächst einen toten Punkt zu überwinden. Im Gebiet des damaligen Amtes Halver und auch bei den ehemaligen Angehörigen der Feuerwehr Bommert war man geteilter Meinung. Hier sollte nicht unerwähnt bleiben, dass unser früherer Brandmeister Willi Gogarten einer der Ersten im Gebiet des gesamten damaligen Amtes Halver war, der sich sehr für eine Wiedergründung der Feuerwehr einsetzte und sich dafür stark machte, auch hier in unserem Gebiet wieder 20 Mann - das war die Höchstzahl, die zu dieser Zeit eine örtliche Feuerwehr haben durfte, für den Dienst in einer Freiwilligen Feuerwehr zusammen zu bringen.

Nachdem sich im Juli 1945 in Carthausen wieder eine Freiwillige Feuerwehr gegründet hatte, etwa zu gleicher Zeit auch in Bommert, erklärten sich auch die Feuerwehrmänner in Halver, Oberbrügge, Buschhausen und Schalksmühle entsprechend bereit. Schon sehr bald trafen sich die Einheitsführer dieser örtlichen wieder gegründeten Feuerwehren und beschlossen, dass die frühere Organisation auf Amtsebene wieder hergestellt werden sollte, was sich bestens bewährt hatte.

In der Bommert wurde am 12. Mai 1947 ein neues Protokollbuch angelegt, da das letzte beim Einmarsch der Amerikaner am 12. April 1945 beschlagnahmt wurde. Durch glückliche Umstände tauchte es fast 20 Jahre später wieder auf, so dass die Bommert wieder im Besitz aller Protokolle ist.

Der langjährige Brandmeister Robert Dörscheln trat im Jahr 1947 aus gesundheitlichen Gründen zurück. Der Kamerad Erich Pulvermacher führte kommissarisch die Einheit Bommert. Bis am 3. Juni 1948 in einer Dienstbesprechung der Halveraner Amtsbrandmeister Herr Loewen, den Kamerad Wilhelm Gogarten als Brandmeister Verpflichtete.

In den ersten Nachkriegsjahren musste der Dienstbetrieb unter Zeitbedingten, äußerst primitiven Verhältnissen durchgeführt werden. Zwar war das Gerät meist noch vorhanden, jedoch waren Uniformen vielfach vollkommen verbraucht oder verloren gegangen. Mit dem wirtschaftlichen Aufschwung ab 1949 besserte sich auch für die Freiwillige Feuerwehr die Anschaffung von Uniformen und Gerät sehr bald.

Durch eine neue gesetzliche Regelung waren die Gemeinden und Städte Träger des Feuerschutzes geblieben und hatten auch die Kosten für den gesamten Bedarf zu tragen. Es wurde dann nach erfolgten Neuanschaffungen zunächst innerhalb der Amtswehr ausgetauscht.

Im Jahre 1952 bekam die Bommert ihre erste eigene Tragkraftspritze, eine TS8 von Meyer Hagen. Als mit fortschreitender Zeit die gesamte Amtswehr auf einheitliche Motorspritzen mit VW-Motor umgerüstet wurde, kam am 26. Juli 1959 eine solche leistungsstärkere zur Einheit Bommert. Am 5. April 1961 erhielt die Einheit Bommert ihr erstes eigenes Fahrzeug und zwar einen VW-Bus als Tragkraftspritzenfahrzeug. Bis dahin hatte man die Motorspritzen in einem Anhänger anfangs pferdebespannt, später mit einem Trecker transportiert.

Im Jahre 1970 wurde in Bommert mit dem Bau eines massiven Gerätehauses begonnen. Dieses Gerätehaus konnte am 29. Mai 1971 in einer Feierstunde von Rat der Stadt Halver der Löschgruppe Bommert übergeben werden. Der alte hölzerne Steigerturm, der neben dem neuen Gerätehaus stand, wurde 1973 abgerissen. Damit verschwand das letzte Wahrzeichen aus den Gründerjahren.

Nach 26 Jahren als Einheitsführer wurde 1974 Wilhelm Gogarten von Werner Clever abgelöst. 1976 durfte sich die Löschgruppe über ein neues Tragkraftspritzenfahrzeug - einen Ford Transit mit neuer TS 8/8 von Fa. Metz - freuen. Dieses Fahrzeug versah dann 20 Jahre seinen Dienst auf der Bommert.

Nach Schließung der Gaststätte Klemp, in der in den Wintermonaten die Schulungsabende abgehalten wurden, ist 1978 die Hälfte des Gerätehauses zum Schulungsraum umgebaut worden. Durch die Schließung der Gaststätte verlor die Feuerwehr auch die Möglichkeit, ihre traditionellen Winterfeste im Festsaal durchzuführen. Eine weitere Baumaßnahme erfolgte 1980/81 durch den Anbau einer Küche und von Toiletten an das Gerätehaus.

Aus Altersgründen schied 1991 Brandmeister Werner Clever als Löschgruppenführer aus. Ihm folgte Brandmeister Walter Panne, der dieses Amt bis 1994 versah.

Die Räumlichkeiten in dem umgebauten Gerätehaus erwiesen sich alsbald aber so beengt, dass der Plan zu einer weiteren Baumaßnahme reifte. 1993 bis 1996 erfolgte dann der bis dato letzte große An- und Umbau. Mit über 2000 Stunden Eigenleistung wurde eine Fahrzeughalle angebaut und das bestehende Gebäude zum Schulungsraum umgestaltet. Am 8. September 1995 konnte dann in die neuen Räume ein neues TSF-W Tragkraftspritzenfahrzeug mit 500 Liter Wasser (Fa. Mercedes-Benz / Ziegler) eingestellt werden, womit die Löschgruppe ihr erstes wasserführendes Fahrzeug erhielt.

Aus eigenen Mitteln wurde im Oktober 1997 ein gebrauchtes MTF Mannschaftstransportfahrzeug (VW-Bus) angeschafft. Diese beiden Fahrzeuge sind heute noch die Einsatzfahrzeuge der Löschgruppe Bommert.

Das Traditionsbewusstsein der Löschgruppe zeigt sich darin, dass die 1902 erworbene Handdruckspritze im Jahre 1998 in überwiegender Eigenarbeit komplett renoviert wurde, so dass wir das gute Stück heute nach 100 Jahren noch voll funktionsfähig präsentieren können. Auch sind die noch alle bisherigen Motorpumpen in unserem Besitz. Zur weiteren Tradition bei den Bommertern gehört heute auch noch, dass der Löschgruppenführer immer noch „Hauptmann“ genannt wird.

Brandinspektor Detlef Enneper, der die Löschgruppe seit 1994 leitet, ist in der neunte in der Reihe der Bommerter Hauptmänner. Sein Stellvertreter ist seit 7 Jahren Oberbrandmeister Jörg Enneper. Schriftführer und Kassierer, der sechste seit Bestehen, ist heute Olaf Panne.

Im Sommer 2001, zum Zeitpunkt des 100 jährigen Bestehens, zählte die Löschgruppe Bommert 25 Aktiven Kameraden und 13 Alterskameraden. Die Einhundertjahrfeier, die eigentlich im vergangenen Jahr gefeiert wurden sollte, aber wegen der drohenden Maul- und Klauenseuche verschoben wurde, kann leider von unserem bis dato ältesten Alterskameraden Erich Enneper nicht miterlebt werden. Er war genau so alt wie die Löschgruppe Bommert und verstarb im Dezember 2001.

Zum Schluss ist festzuhalten, dass die Löschgruppe Bommert auch heute noch fest in der Bevölkerung verwurzelt ist und man sich um die Zukunft keine Sorgen zu machen braucht. Der Geist der Gruppe, Kameradschaft und Zusammenhalt sind über die Grenzen Halvers bekannt. Zur Zeit sind 7 Jugendliche aus unserem Löschbezirk in der Jugendfeuerwehr Halver aktiv und viele unserer Jüngsten können es nicht erwarten 12 Jahre alt zu werden.

Zusammengetragen von Olaf Panne zum 100 jährigen Bestehen der Löschgruppe Bommert im Jahre 2001