PSU (Psychosoziale Unterstützung)

Es gibt Einsätze, „die sind nicht von der Stange", die gehen unter die Haut. Beispielsweise müssen wir nur sehr selten einen getöteten Feuerwehrkameraden bergen, nur selten verunglückt ein Familienmitglied lebensgefährlich.

Das Gefühl der Ohnmacht und Hilflosigkeit kann dauerhafte seelische Schäden verursachen ( Depression, Vermeidungs- und Zwangshandlungen). Wenn man sich (etwa im Rahmen des Grundlehrganges) darauf vorbereitet hat, welche erschütternden Dinge einem begegnen können, wird man davon nicht überrascht und Erfahrungen von Ohnmacht und Ausgeliefertsein treten nicht, seltener oder schwächer auf. Deshalb gibt es bei uns das Arbeitsgebiet der seelischen Einsatzvorbereitung.

LF1612-nachts-2Bei der seelischen Einsatzbegleitung, wenn ich also bei einem Einsatz dabei bin und die Kameraden wissen, dass ich ein wachsames Auge auf ihre Belastungen und ihr Verhalten habe, wirkt das ebenso beruhigend und stabilisierend, wie der zur Sicherheit mitgeführte Rettungswagen. Man kann sehen (auch an meinem Rückenschild: PSU-Team), dass hier einer Schadensverschlimmerung vorgebeugt ist.

Die seelische Einsatznachbereitung kann in mehreren Schritten erfolgen. Direkt nach dem Einsatz im Gerätehaus, nachdem die Fahrzeuge wieder einsatzbereit gemacht worden sind. Dabei geht es um eine erste Orientierung und oft auch darum, wie mit möglichen Schlafstörungen umzugehen ist. Den müden und abgekämpften Kameraden jetzt vertiefte theoretische Kenntnisse etwa der Posttraumatischen Belastungsstörung beizubringen wäre lebensfremd. Wenn alle wieder ausgeschlafen sind, auch nicht während der beruflichen Arbeitszeit, angekündigt und inhaltlich vorbedacht, folgt in der Regel in den nächsten Wochen eine Nachbearbeitung. Auch während der Übungsabende mittwochs bin ich für die Kameraden für Einzelgespräche erreichbar. Zur seelischen Gesundheit trägt auch der Umgang in den Familien bei. Deshalb werden auch Familienmitglieder in die Betreuung einbezogen. Erstens, damit der Schaden die Familienmitglieder „nicht ansteckt" und zweitens weil sich Belastungen gemeinsam besser tragen und verarbeiten lassen.

Die Betreuung der Menschen, zu deren Hilfe wir gerufen werden, ist Sache der Notfallseelsorge (meist kirchlich organisiert.) Da Menschen ganz unabhängig davon, ob sie eine Feuerwehrhose anhaben oder nicht, die gleichen seelischen Grundstrukturen haben, vertreten sich PSUler und Notfallseelsorger gelegentlich. Die Notfallseelsorge ist allerdings deshalb - aus meiner Sicht – etwas kniffliger, weil der Notfallseelsorger dort keine Einsatzvorbereitung betreiben kann.

Dr. Joachim Festl
PSU-Seelsorger